Unsere Mitteilung an die Verantwortlichen und den Intendanten des WDR zu der Serie “ Superkühe“ :

Das Projekt „Superkühe“ wurde letzte Woche beendet. Geplant war es als WDR-Kurzserie, in der 30 Tage lang auf drei Höfen das Leben von drei „Superkühen“ verfolgt wurde. Letztendlich entstanden ist eine Doku, die Tierleid verniedlicht und die hoffnungslose Lage von Millionen Opfern der Milchindustrie noch aussichtsloser gemacht hat.

Das fing schon damit an, dass drei Höfe handverlesen ausgesucht wurden und sich monatelang auf den Besuch des Filmteams vorbereiten konnten. Logisch, dass man für eine heitere Serie für die ganze Familie da nur Schokoladenseiten präsentieren will, jeder Filmschnipsel mehrmals abgenommen wird und garantiert die eine oder andere Szene auch herausgeschnitten oder sogar neu gedreht wird. Wer unter solchen Voraussetzungen einen kritischen oder auch nur neutralen Blick hinter die Kulissen der Milchindustrie erwartet, der muss zwangsläufig enttäuscht werden. Von Anfang an war klar, dass hier eine kostenlose Hochglanzwerbung für diesen Industriezweig produziert wird, wenn man nicht sogar von gezielter Verbrauchertäuschung sprechen kann.

Wir bekamen regelmäßig ein Grausen, wenn das Entreißen von Kindern direkt nach der Geburt als „Kälbertaxi“ verklärt wurde, oder der Milchersatz, mit dem die Kälber abgespeist werden, als gesundheitlich ideal in den Himmel gelobt wurde. Manche Szenen haben wir ausgeschaltet, zum Beispiel wenn das Melken als natürlicher Vorgang hingestellt wurde, der die Kühe vor Schmerzen bewahrt. Das muss sich jeder Fan von Horrorliteratur wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Da werden Lebewesen geschwängert, ihre Kinder werden ihnen direkt nach der Geburt weggenommen, können also nicht die für sie gedachte Muttermilch abtrinken, und wenn der Täter daraufhin diese Milch selber abpumpt und an andere verkauft, stellt er es sogar als Gefallen an die Mutter hin. Wie konnte diese Serie bloß ohne „FSK18“-Siegel auf die Zuschauer losgelassen werden?

Wir haben von Bauern erfahren, die 35 Kühe in 30 Minuten melken können, gleichzeitig wurde immer wieder betont, wie sehr sich um jedes einzelne Tier gekümmert wird. Man konnte mit den Kühen chatten und sie befragen, weil alle Bauern fliessend „Muh“ sprechen und deshalb Fragen an und über diese Wesen beantworten konnten. Eine Bäuerin hat sogar nach eigener Aussage das erste Mal überhaupt mit ihrer Superkuh gekuschelt, so ein Zufall, dass dieses „First Time“-Erlebnis genau in die Zeit fiel, als auf dem Hof Kameras liefen.

Am Ende wurde dann die Superkuh gewählt. Dafür konnte man sich vor der Abstimmung durch jede Menge Daten klicken. Seltsamerweise wurde aber die Milchleistung immer nur in Tagen angegeben, wahrscheinlich würde der Verbraucher bei einer Jahres- oder gar Lebensleistung auch zu sehr schlucken. Gewonnen hat dann Emma, eine Kuh, die 40 kg Milch pro Tag geben muss. Da kann man nur hoffen, dass sich der eine oder andere diese Zahl vielleicht doch mal hochrechnet. Wir auf Hof Butenland brauchen das nicht, wir erleben tagtäglich Lady Welle, eine ehemalige „Superkuh“, die in ihrem Leben über 140.000 Liter erbringen musste, 12 Kälber an diese Industrie verloren hat, und die sich trotz ihrer erst 16 Jahre über den Hof schleppt und mit Kraftfutter versorgt werden muss. Ein Schicksal, das „Superkuh“ Emma nicht durchleben wird, denn da steht direkt bei fallender Milchleistung die Karriere als Schlachtvieh ins Haus.

Was Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass gerade auf der Facebookseite auch verstärkt kritische Stimmen aufkamen, die völlig zurecht das ganze System in Frage gestellt haben. Das Ganze in einer Zeit, in der immer mehr Artikel sich damit beschäftigen, dass der Mythos um die gesunde Milch völlig aus der Luft gegriffen ist und sogar teilweise ins Gegenteil verläuft. Man kann wirklich nur die Daumen drücken, dass sogar diese schauerlichen Verbeugungen vor Lobbyinteressen dabei helfen, zukünftig keine fremden Kinder mehr zu rauben, Familien auseinanderzureißen und Lebewesen als Milchmaschinen zu missbrauchen, einfach weil der Verbraucher völlig zurecht die Notwendigkeit in Frage stellt.

https://superkuehe.wdr.de/

https://www.facebook.com/superkuehe/?fref=ts

Foto: Frei geboren, Christine mit Tochter Trine von Hof Butenland