Denn Tiere sind keine Maschinen

Kuhler Happy Vegan Day!

von Admin, am 01.11.2014.

mattis

Foto: Mattis, der so lange er wollte Milch bei seiner Mama (sie schaffte es kurz vor seiner Geburt zu uns zu flüchten) trinken durfte, ohne befürchten zu müssen von ihr getrennt zu werden.

Mutterliebe

Ich möchte Ihnen hier eine Geschichte erzählen, die ebenso wahr wie herzzerreißend ist.

Nach meinen Abschluss als Veterinärmedizinerin arbeitete ich in einer Tierarztpraxis für die Milchwirtschaft. Durch meinen behutsamen Umgang mit den Milchkühen wurde ich als Tierärztin sehr beliebt. Eines Tages rief mich einer meiner Kunden an und berichtete mir von einem rätselhaften Vorfall: Eine seiner Kühe hatte in der Nacht zuvor ihr fünftes Kalb auf natürlichem Wege auf der Weide zur Welt gebracht; sie hatte ihr neugeborenes Baby zum Stall gebracht und musste alleine in den Melkstand gehen, während ihr das Kalb weggenommen wurde, wie dies immer geschah. Ihr Euter war jedoch vollkommen leer und blieb es auch über mehrere Tage.

Da sie gerade Mutter geworden war, hätte sie normalerweise an die 47 Liter Milch täglich produzieren müssen; doch obwohl sie kerngesund war – ihr Euter blieb leer. Sie lief jeden Morgen nach dem ersten Melken hinaus auf die Weide, kehrte zum Melken am Abend zurück und wurde über Nacht wieder auf die Weide gelassen – dies geschah in einem Milchbetrieb, wo den Rindern ein Minimum an Lebensfreude und natürlichem Verhalten zugestanden wurde – dennoch war ihr Euter niemals mit den großen Mengen an Milch geschwollen, die für eine Mutter normal gewesen wären, die gerade ihr Kind zur Welt gebracht hat.

In der ersten Woche nach der Geburt wurde ich zweimal gerufen, diese mysteriöse Kuh zu untersuchen, doch ich konnte das Rätsel nicht lösen. Schließlich, am elften Tag nach der Geburt, rief mich der Bauer an. Er hatte die Lösung gefunden. Er war der Kuh nach dem morgendlichen Melken auf die Weide gefolgt und entdeckte den Grund für das Mysterium: sie hatte Zwillinge zur Welt gebracht und in einer bovinen Abwandlung von »Sophies Entscheidung« hatte sie einen der Zwillinge zum Bauern gebracht und den anderen im Wald am Rande der Weide versteckt, sodass sie jeden Tag und jede Nacht bei ihrem Baby sein konnte; das erste Baby, das sie ENDLICH selbst säugen durfte – und ihr Kalb saugte die ganze Milch mit Wonne auf. Obwohl ich den Landwirt anflehte, sie und ihren Sohn beisammen zu lassen, verlor sie auch dieses Kind – in die Hölle der Kälberboxen.

Denken Sie einen Moment über die komplexen Gedankengänge nach, die diese Mutter an den Tag legte. Zuerst einmal hatte sie Erinnerungsvermögen – die Erinnerung an vier Verluste: immer, wenn sie ihr neugeborenes Baby zum Stall brachte, sah sie dieses nie wieder (herzzerbrechend für jede Mutter). Zweitens war sie in der Lage, einen Plan auszuarbeiten und umzusetzen: das Hinbringen ihres Kindes zum Bauern führte unvermeidlich dazu, dass sie ihr Kind verlor, also musste sie ihr Baby versteckt halten – so wie es z. B. auch Rehe tun – indem sie es im Wald beließ, wo es sich bis zu ihrer Rückkehr still verhielt. Drittens – und ich weiß selbst nicht, wie ich dies deuten soll – gab sie dem Bauern ein Kind und behielt das andere, anstatt beide zu verstecken, denn das hätte den Verdacht des Bauers geweckt (eine schwangere Kuh verlässt den Stall, eine nicht mehr schwangere Kuh kehrt am nächsten Morgen ohne Baby zurück). Ich weiß nicht, wie sie dies wissen konnte – es hätte logischer geschienen, wenn eine verzweifelte Mutter beide Kinder versteckt hätte.

Alles, was ich weiß, ist dies: hinter den wunderschönen Augen einer Kuh geht sehr viel mehr vor, als wir Menschen ihr jemals zugestanden haben; und ich als Mutter, die das Glück hatte, alle meine Babys stillen zu können und nicht die Qualen des Verlustes meiner geliebten Kinder durchleben musste, kann ihren Schmerz nur allzu gut nachvollziehen.

Übersetzung der Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt eines bei Action for Animals veröffentlichten Artikels)

Stichwörter: , , , ,
Kategorie: Aufklärung

10 Antworten zu “Kuhler Happy Vegan Day!”

  1. susanne68 sagt:

    Diese Geschichte hab ich bei euch schon irgendwann mal gelesen. Es war, als die ganze Patchwork-Familie Gisela im Stall besuchte. Wie muss es diese Kuh geschmerzt haben, ein Kalb auszuwählen und dann auch noch das andere zu verlieren. Das habe ich mit meinem Milchkonsum in Auftrag gegeben. Es tut weh, sich dieses Leid bewusst zu machen. Kluge, mutige Dina!

  2. Doris sagt:

    „Die Hafermilch macht´s“
    Aber Milch darf man ja bei Pflanzensaft nicht sagen. Also:
    „Der Haferdrink macht´s“
    Und einen dicken Kuss auf die Schnüss von Mattis.

    Die Geschichte kenne ich auch. Ich hatte sie einmal per gelber Post an alle „Milcher“ verschickt.

  3. Ulla39 sagt:

    Darf ich hier mal – so ganz unter uns – sagen, daß dem Mattis der Haferdrink wohl nicht so besonders gut schmeckt. Er kann ja mit der Milch von seiner Mama vergleichen. Wir anderen haben kein Recht auf die Milch seiner Mama.

  4. Liebe Ulla, wir haben Mattis die Hafermilch nicht zu trinken gegeben, die braucht er ja auch nicht. Obwohl er sie vielleicht sogar mögen würde – ist ja quasi Wasser mit Geschmack 😉

    Wir wollten nur anlässlich des Weltvegantags auch noch einmal auf die vielfältigen veganen Alternativen zu Kuhmilch hinweisen 🙂

  5. Ulla39 sagt:

    Liebe Mira, habe wieder das passende smiley nicht gefunden!

  6. Luna sagt:

    Ja,auch wenn mir die Geschichte irgendwie bekannt vorkommt,ist sie doch immer wieder sehr ergreifend.Traurig was den Kuhmüttern und ihren Kindern immer und immer wieder angetan wird.

  7. Doris sagt:

    Habe die Story mal kurz entschlossen bei uns in den Fahrstuhl gehängt. grins 🙂

  8. wolfgang sagt:

    Eine sehr schöne Geschichte auch wenn sie traurig endet aber diese Traurigkeit ist die Realität, leider.
    Eine schöne Geschichte weil sie zeigt wie intelligent und führsorglich Kühe sind, deswegen eine ganz wichtige Geschichte!
    Diesen Bericht sollte jeder lesen der Milchprodukte konsumiert damit er/sie begreift welches Leid er/sie damit anrichtet!!!

  9. Gabriele sagt:

    Ich war vor einigen Tagen in einer Meditationsgruppe. Dort gehe ich ab und zu hin, weil die Leute dort vegan leben und deren Guru veganes Leben befürwortet. Es hat dort wohl tatsächlich ein eingeweihter Schüler behauptet, dass Tiere kein Bewußtsein haben. Ich war so schockiert, dass ich wohl eher diese Gruppe nicht mehr besuchen werde. Würde ich diesen Mann kennen, würde ich ihm gern diese Geschichte von dieser selbstlosen und mutigen Kuhmutter geben. Sie hat eines ihrer Baby`s geopfert, um dem anderen das Leben zu retten. Das ist so grausam und dann nahm man ihr auch noch das zweite Baby weg. Das ist nicht zum aushalten. Diese Bauern kennen wohl gar keine Gnade.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert